Wo sind wir heute? Das neue Weltraumzeitalter hat bereits begonnen, Hyperschallflugzeuge, die private Raumfahrt, Weltraumtourismus, der Griff nach einer dauerhaften Siedlung auf dem Mond und die bevorstehende Landung auf dem Mars sind keine Science Fiction, sondern echte Projekte mit vielen Tausend Beschäftigten. Doch haben wir darüber hinaus eine Welt entdeckt und geschaffen, die wir trotz allen Expertenwissens auf diesem Gebiet kaum noch überblicken können. Die gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen, die durch eine ungezügelte globale Informationstechnologie bis hin zu Künstlicher Intelligenz herbeigeführt werden, sprechen für eine Neuordnung unseres Denkens. Dabei braucht die Menschheit zeitnah Lösungen für Fragen, die sie sich selbst stellt. Der Fortschritt hat einen Stand erreicht, an dem wir Erfindungen präsentieren, die wir nicht mehr verstehen und die in ihrer Leistung unsere Vorstellungskraft überflügeln. Wir sind abhängig von Technologie, aber vertrauen der Technik auch blind.
Ein neuer Glaube an Götter, die wir selbst erschaffen, ist am Entstehen. Menschen fühlen sich immer ein bisschen einsam – so hat auch schon der Höhlenmensch empfunden und sich göttliche Naturwesen zur Hilfe geholt. An die Stelle eines monotheistischen Gottes könnte nun ein neues »übermenschliches Wesen« treten. Damit ist nun nicht der Glaube (eher Hoffnungswunsch, immerhin glaubt mehr als die Hälfte der Menschheit an intelligente Wesen irgendwo da draußen) an Außerirdische gemeint, sondern an die Allmacht des technischen Fortschritts. Der Mensch verkommt dabei zum naiven, einfältigen Wesen, das sich der Macht von Algorithmen unterwirft. Die daraus entstehenden »göttlichen Wesen« werden es schon richten und vom Klimawandel bis hin zur Heilung von Krebs alle Probleme lösen, die Unsterblichkeit wird es dank dieser neuen Superwesen dann auch irgendwann einmal geben, zumindest in unserer naiven Vorstellung von Fortschritt. Der Mensch ist diesem Verständnis zu Folge nur ein Zwischenritt in der Evolution, um am Ende eine künstliche Welt zu ermöglichen. Das ist Posthumanismus in Reinform und beschreibt doch eher ein Entwicklungszeitalter nach der Menschheit, wenn Künstliche Intelligenzen übernommen haben und uns Menschen wie Kinder behüten und einschränken werden.
Ein System totaler Überwachung schränkt Freiheit massiv ein und kontrolliert sie. Innovation aber ist die Triebfeder jeder gesellschaftlichen Bewegung. Ein Staat ohne Innovation ist zum Stillstand verdammt – das Fahrrad der berühmten Revolution droht eines Tages umzufallen, zumal niemand mehr die Kraft haben wird, in die Pedale zu treten.Natürlich wird uns die Künstliche Intelligenz Türen öffnen, die wir jetzt noch gar nicht sehen können. Die Besiedelung des Mondes, eine Landung auf dem Mars oder aber der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten sind ohne ihren Einsatz nicht vorstellbar. Die Menschheit wird ihr eigenes Potenzial vervielfachen. Der Mensch muss dabei aber stets selbstbestimmt und frei bleiben. Er wird entscheiden müssen, wie er seinen Willen nach Fortschritt ausrichtet: Dient der so ausgerichtete Fortschritt dem Menschen und seiner Umwelt oder entwickelt sich aus dem Fortschritt eine zerstörerische Kraft? Der Mensch bestimmt den Fortschritt selbst. Er muss stets in der Lage sein, die Kontrolle zu behalten.