Das Menschenbild der Freimaurer sucht im Gegensatz zu jeglicher Dogmatik nach Anknüpfungspunkten für die Selbst-Erlösung eines jeden Menschen aus den Fesseln naiver Rechtgläubigkeit. Diese Selbsterlösung endet aber nicht in einem wertelosen Agnostizismus. Denn weder vergisst noch verleugnet sie die Suche nach dem, was „die Welt im Innersten zusammenhält“. Sie folgt den Hinweisen der Aufklärung und sucht die Befreiung von selbst verschuldeter Unmündigkeit, nicht nur im Denken, sondern auch in der praktischen Entfaltung menschlicher Gestaltungskraft. Als Entfaltung bleibt sie nicht passiv, sondern dringt vor in die Zusammenhänge des eigenen Lebens. Der Freiheitsbegriff, der diesem Anspruch zugrunde liegt, steht nicht im Widerspruch zu den Fundamenten der Religiosität, zur Reflektion der Eingebundenheit eigener Kraft in die Entfaltung der unendlichen Kraft des Einen.
Das in die kosmischen und gesellschaftlichen Verhältnisse eingebundene, auf die Selbstveredelung ausgerichtete Freiheitsstreben um Aufklärung bemühter Menschen fassen Freimaurer in der Metapher zusammen, dass sie „freie Männer von gutem Ruf“ seien oder zumindest der Tendenz nach werden wollen. Es geht hierbei um die besondere Art und Weise, in der nur Menschen zusammenwirken, in der nur Menschen einen vollständig neuen Grad des miteinander verwobenen Seins erreichen, wie er in der Natur sonst allenfalls in Ansätzen zu erkennen ist.