Ägyptens Ma´at und der Gleichlauf der Dinge (Mai 2018)

Im Rahmen der Heidelberger Gespräche fand am 17. Mai 2018 ein Vortrag zum Thema „Ägyptens Ma´at und der Gleichlauf der Dinge – personifizierte Weltordnung und Aufklärung“ statt.

Im Mittelpunkt der sehr gut besuchten Veranstaltung standen vor allem die Fragen: Welche Werte und welches Menschenbild bestimmten das Zusammenleben im Alten Ägypten? Welche der zentralen Ideen haben nachgewirkt? In der anschließenden Diskussion wurden dann u.a. die Denkformen des alten Ägyptens mit humanistischen Konzepten abgeglichen. Bis weit nach Mitternacht wurde mit dem Referenten Werner H. Heußinger (Bild) diskutiert.

Werner H. Heußinger spürte anhand von Ma´at die Denkformen des alten Ägypten auf und gleicht sie mit humanistischen und freimaurerischen Konzepten ab. Ma´at ist der Schlüsselbegriff Altägyptischen Denkens und bedeutet „Wahrheit, Gerechtigkeit, Weltordnung“, aber auch „Weisheit, Echtheit, Aufrichtigkeit“. Die abendländische Befreiungsgeschichte – die Befreiung von Unterdrückung und Überforderung – kann ohne Ma ´at nicht (vollständig) geschrieben werden. Als eine geistige Grundlage des „zivilen“ Miteinander-Lebens schilderte Werner H. Heußinger die Lehre von Ma´at. Ma´at kann durchaus als Grundlage allen geordneten Seins verstanden werden, als eine Art Richtschnur, die über die Weltordnung wacht. Die Durchführung der „rechten Ordnung“ in allen Lebensbeziehungen zieht sich wie ein roter Faden durch die ägyptische Welt-, Staats- und Lebensauffassung.

„Ein jeder prüfe sich selbst.“ Ma´at als Zentralbegriff der ägyptischen Kultur lässt sich am ehesten mit dem Begriff „Richtungssinn“ direkt übersetzen – abgeleitet vom entsprechenden Verbum, das für „ge-rade leiten“ oder „den Dingen eine Richtung geben“ steht. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist im al-ten Ägypten immer lebendig gewesen und fest im Hier und Jetzt verankert. Die vom Verstorbenen zu Lebzeiten in Wort und Tat praktizierte Ma´at wird beim Totengericht – einer der fundamentalsten Ideen der Menschheitsgeschichte – geprüft. Das Herz des Menschen wird gegen die Ma´at aufgewogen.

„Die Griechen waren von der politischen und religiösen Kultur der Ägypter fasziniert. Das Ägyptenbild, das sie im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet haben, hat insbesondere seit der Renaissancedie europäische Geistesgeschichte zutiefst beeinflusst.“

„Ägypten lässt sich aus der Kulturgeschichte der frühen Neuzeit nicht wegdenken. Die Renaissance stand im Banne des Ur-Weisen Hermes Trismegistos, von dem ausgehend sich die Weisheit über die Zeiten und Völker verbreitete … , die Aufklärung stand im Zeichen von Isis, der Mutter Natur, in deren Mysterien die Freimaureran einer neuen Welt des Friedens und der Vernunft arbeiteten.“

Quelle: Assmann, Jan: Weisheit und Mysterium – Das Bild der Griechen von Ägypten. München, 2000.

zur Förderung humanistisch abendländischer Kultur